Die Bilder von Joerg Franzmann

Joerg Franzmann hat jahrelang Videos an den jeweils ersten Freitag Abenden und Nächten in der Panorama Bar Berghain Berlin aufgelegt, „getting perlonized“…
Seine Videos liefen dort auf einem nicht allzu großen Bildschirm. Nicht alle der Party-Teilnehmer nahmen sie beim Tanzen wahr, die Musik stand im Vordergrund.
Dennoch waren die immer live gestreamten Videos häufig die Highlights der PerformancesEs lohnte sich, beiseite stehend, einfach nur hinzuschauen, was sich zur Musik der DJs auf dem Bildschirm oben filmisch entwickelte.
Daß wir im Team zusammen an den crossmedia Projekten arbeiten und die Books entwickelten, war ein Glücksfall. Dies auch weil es dadurch nicht bei den Performances im Berghain blieb, die gingen vorbei, auch wenn man sich gerne daran erinnerte, sondern weil diese Bilder und Filme durch die Veröffentlichung auf den Plattformen Apple und Amazon erhalten bleiben.

Jörg Franzmann entwickelt seine Videos auch da auf der Basis von fotographischem, konkretem Material, wo sie anscheinend abstrakt sind – aufsteigend damit vom Konkreten zum Abstrakten.
Was in den Videos wirklich steckt, sieht man noch einmal neu, wenn man sie Bild für Bild auseinanderfaltet.
Jedes Bild ist „komponiert“, ist ein Bild für sich, das eine Wirkung auch ohne den Zusammenhang in einem schnellen Videoablauf entfalten kann.

Für das Projekt „Digital Art Poetry“ eignen sich diese Videos vor allem deshalb, weil sie keinen Handlungsverlauf suggerieren, sondern in ihnen die Handlung sozusagen nach innen in die Bildebene selbst verlegt wird.
Es sind stille Bilder, die thematisch um sich selber kreisen, das Thema in verschiedenen Variationen darstellen, aber keinen Verlauf suggerieren, der eine dramatische Entwicklung vor sich hat, auch dann nicht, wenn ein schneller Bildwechsel vorgenommen wird.

Die hier ausgewählten Einzelbilder, die dem Videofilm entnommen sind, zeigen allerdings nicht einfach Muster, wie es vielleicht den Anschein hat, es sind kleine, „eincomputierte“ Filme von Fröschen, Frauengesichtern, Schlangen, die so klein arrangiert bei genauem Hinsehen Ekel und Grauen erzeugen.
Allerdings haben diese Filme (2004) noch keine HDD Deutlichkeit. Die Wirkung würde sich bei einer entsprechen höheren Pixelrate erheblich steigern lassen.
Mit diesem Vorgehen entsprechen die Bilder dem der Texte, die in der gleichen Weise wie Vektoren von allen Seiten ihr Thema einkreisen, es dialektisch hin und her bewegend. Die Utopie liegt dabei in den Themen selbst und wird nicht dramatisch als Handlung entwickelt. Damit ist Ausgang einer Geschichte in ihr selbst angelegt und unterliegt keinem Spannungsbogen, der Leser oder Hörer aufpeitscht zu Abenteuern des Unerwarteten, so wie wir das von Krimis gewohnt sind. Schon gar nicht wird auf ein Abtauchen in Parallelwelten abgezielt, wie es manche Computerspiele tun.
Von dieser Art Erzählen setzt sich Digital Art Poetry deutlich ab – und überlässt das damit dem Mainstream der Romane und Fernsehfilme und Spiele.
Dafür aber ist es möglich, gerade auch weil Musik und Bild den sinnlichen Eindruck verstärken und verschärfen, um mit so größerer Intensität den Inhalt, seinen Ausdruck, seine Message darzustellen und ein Nachdenken des Lesers anzuregen.